Zeugen Jehovas
Die kleineren christlichen Gemeinschaften werden von den sich oft auf die eigene Konfession beschränkenden universitären Kirchenhistorikern vernachlässigt. Ich betrachtete deren Verhalten und Schicksal in Österreich zur Zeit des Nationalsozialismus (im Dritten Reich):Die Zeugen Jehovas zur NS-Zeit werden oft bewundert (hier besonders auf S.82-89). Dabei sind allerdings drei Gruppen zu unterscheiden:Täuferkirchen in der Ostmark.
Von Adventisten, Baptisten, Mormonen, Pfingstlern und Zeugen Jehovas (Forschungsbericht).
In: Österreich in Geschichte und Literatur 44 (2000) 73-93.
Erstens die Leitung (insb. ihr Präsident Joseph Rutherford), die im sicheren New York saß und dort - von den deutschen Anhängern zu verteilende - Pamphlete mit wilden Verschwörungstheorien verfaßte,
zweitens jene - ungefähr ein Zehntel ausmachenden - fanatischen Anhänger, die diese Pamphlete verbreiteten und vor allem deshalb ins KZ kamen, und
drittens die große Mehrheit der Zeugen Jehovas, die sich einschüchtern ließen und, z.T. nach einer ersten Verhaftung, auf weitere Aktivitäten verzichteten (und gegebenenfalls auch Wehrdienst leisteten!).
Die Vorgangsweise der ersten Gruppe ist höchst problematisch, die Unerschütterlichkeit der zweiten Gruppe beeindruckend, und das Verhalten der dritten Gruppe verständlich.
Diese Dreiteilung wird näher erläutert.
Rezension in: Materialdienst der EZW 58 (1995) S.31f.
In meiner Rezension geht es um wichtige Ergänzungen: Garbe schätzt die Gesamtzahl der deutschen Zeugen Jehovas (= Bibelforscher) zu Beginn der NS-Zeit auf 25.000, davon wurde etwa die Hälfte einmal verhaftet, und 2000 kamen ins KZ. Daraus ergibt sich, daß "nur" ein Bruchteil der Zeugen Jehovas (abg. ZJ) konsequent als solche gehandelt hat; die KZ-Häftlinge der ZJ waren somit nicht die typischen ZJ jener Zeit, sondern die besonders fanatische Elite. Ähnliches gilt für die Wehrdienstverweigerung, zu der "nur" etwa jeder vierte wehrpflichtige ZJ bereit war. Die pauschalierende Meinung, die Gesamtheit der ZJ hätte den Wehrdienst verweigert, ist daher unzutreffend.
Diese von mir aufgezeigte Konsequenz aus Garbes Daten wurde von Garbe in der 3.Auflage 1997 entsprechend berücksichtigt (er erwähnt mich auf S.551+555):
Während es in der 1. und 2.Aufl. hieß: "Keine andere Glaubensgemeinschaft hat sich in ihrer Gesamtheit mit einer vergleichbaren Unbeugsamkeit den nationalsozialistischen Nötigungen versagt bzw. entgegengestellt." (S.11), wurde nun die von mir hier kursiv gesetzte Beifügung gestrichen.
Während es ursprünglich hieß: "Sie waren ... im 'Dritten Reich' die einzige Gruppe, die in ihrer Gesamtheit die Kriegsdienstverweigerung propagierte und in ihrer großen Mehrheit auch praktizierte:" (S.12), wurde nun die von mir hier kursiv gesetzte Beifügung durch "in großer Zahl" ersetzt.
Charles T. Russell lebte von 1852 bis 1916 in den USA. Er war der Gründer der Wachtturmgesellschaft sowie der Zeitschrift Wachtturm. Die Bewegung der Bibelforscher (später Jehovas Zeugen genannt) gehört zu einer Reihe von Bewegungen des 19. und 20.Jahrhunderts, die mit dem nahe bevorstehenden Ende rechneten. Dieses sagte Russell für 1914 vorher. - Die Quellenlage ist für die Anfangszeit dieser Bewegung ungünstig, da die damals produzierte Literatur in öffentlichen Bibliotheken nur äußerst fragmentarisch vorhanden ist (und da die Zeugen Jehovas Außenstehenden die Benutzung der Bibliotheken ihrer Zentralen nicht gestatten). - Ein besonderer Schwerpunkt dieses Buches liegt in der Untersuchung der Geschichtsschreibung der Zeugen Jehovas (in Kap.7, 10, 11 und 15): Wie stellen sie ihre eigene Vergangenheit dar, wie gehen sie mit den unangenehmen Stellen um? Z.B. werden Inkonsequenzen der eigenen Vergangenheit - etwa die Teilnahme der Bibelforscher am 1.Weltkrieg - von ihnen "geglättet":
Charles T. Russell und die Zeugen Jehovas.
Der unbelehrbare Prophet.
Berneck 1990 = ³1994 (248 S.)
Eine besondere didaktische Herausforderung besteht darin, die ideologischen Voraussetzungen des Adressaten zu berücksichtigen. So nehmen z.B. Zeugen Jehovas alles außerhalb der Wachtturmgesellschaft Publizierte - wenn überhaupt - nur mit großer Skepsis auf. Überzeugend für Zeugen Jehovas sind daher nur solche Nachweise, die sich ausschließlich auf Wachtturmgesellschaft-Publikationen stützen. Doch auch mit dieser eingeschränkten Grundlage kann Irreführung seitens der WTG nachgewiesen werden.
Der geschichtliche Bereich eignet sich für einen solchen Nachweis von Irreführung sehr gut. Die WTG (deren Begründer Charles T. Russell war) verbreitete dezidierte Voraussagen für 1914 (später u.a. für 1975). Als das Vorausgesagte nicht eintraf, war die WTG sehr erfinderisch darin, vom eigenen Versagen abzulenken.
Zeugen-Jehovas-Kinder als Schüler. Der mögliche Beitrag von Lehrern zur Horizonterweiterung.
In: Informationen für Geschichtslehrer 1995, Heft 2, S.52-55,
sowie in: Materialdienst der EZW 59 (1996) 266-270.
Bei lehrmäßigen Auseinandersetzungen mit Zeugen Jehovas steht oft die Person Jesu im Vordergrund. Die folgende Broschüre wendet sich an Zeugen Jehovas, stellt jedoch das Thema der Dreieinigkeit zurück - wichtiger ist die Frage, ob Gebete an Jesu gerichtet werden sollen:
Jesus Christus, Gottes Sohn.
Herold-Schriftenmission, Leun ³2012 (Broschüre im Kleinformat, 50 S.).
1.Auflage 1987, dann bearbeitet abgedruckt in der Zeitschrift Brücke zum Menschen. Die Halbjahresschrift vom Bruderdienst 1987, H.91/92, S.9-19.